Nicht nur in der Werbebranche kommen Tracking-Verfahren zum Einsatz, um die Online-Aktivitäten von Usern auszuwerten. Online-Tracking ermöglicht weitaus mehr als personalisierte Internetwerbung. Lassen Sie uns einen genaueren Blick auf die persönlichen Einstellungen werfen.
Online-Werbung ist mehr als ein Finanzierungsmodell
Im Rahmen einer Trendstudie untersuchte der BVDW (Bundesverband Digitale Wirtschaft), wie Online-Werbung akzeptiert wird. Demnach sind sich knapp drei Viertel der Befragten (71 Prozent) darüber im Klaren, dass Werbung ein essentielles Finanzierungsmittel der digitalen Angebote im Internet ist. Gleichzeitig findet mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) Online-Werbung grundsätzlich störend.
Ferner gibt jeder zweite Internetnutzende (52 Prozent) an, Cookies in den eigenen Browser-Einstellungen zu löschen, wie eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom zeigt. Doch für einige wirkt die Sorge wegen Online-Tracking übertrieben. Immerhin passt die angezeigte Online-Werbung eher zu den persönlichen Interessen und zum aktuellen Suchverhalten.
Doch nicht nur für Internetwerbung ist lassen sich die Analysen der Online-Aktivitäten nutzen.
Persönliche Eigenschaften könnten transparent werden
Beim Online-Tracking geht es tatsächlich um mehr als möglichst erfolgreiche Werbung. So präsentiert der Datenschutzbericht „Risiken im Zusammenhang mit dem Tracking- und Targeting-Ökosystem im digitalen Werbemarkt“ der Internationalen Arbeitsgruppe zum Datenschutz in der Technologie weitere Risiken, die das Tracking im Netz birgt.
Die Datenschützer bekunden, dass sich das Tracking mittlerweile über digitale Werbung hinaus erstreckt, beispielsweise um Meinungsbildungsprozesse zu manipulieren. Das ist möglich, weil Online-Tracking es erlaubt, persönliche Eigenschaften und Interessen zu einer Person gesammelt anzulegen. Dies könnte sich nicht nur die Werbewirtschaft, sondern auch ein Interessensverband oder eine Partei zunutze machen.
Zu den Sammlungen persönlicher Eigenschaften kann man sich selbst ein Bild machen:
- Google Ads Setting (Einstellungen für personalisierte Werbung) beispielsweise verrät Nutzenden mit Google-Konto, was bereits alles über die Person bekannt ist.
- Auch bei Facebook kann man sich die „Ad Preferences“ (interessenbasierte Online-Werbung verwalten) ansehen und so sogar die theoretische Nähe zu einer politischen Partei oder ähnlichem feststellen.
Große Manipulations- und Diskriminierungsrisiken
Häufig würden Risiken übersehen werden, die durch Online-Tracking entstehen, warnen die Datenschützer. So könne das profunde Wissen über einzelne User, insbesondere über den emotionalen Zustand, genutzt werden, um persönliche Vorurteile und Schwächen zu erkennen. Es erlaubt Dritten, diese auszunutzen, um individuelle Verhaltensmuster zu beeinflussen oder zu kontrollieren.
Im Datenschutzbericht sind konkrete Beispiele aufgeführt: So beeinflusste Facebook 2012 den Newsfeed von 1,9 Millionen seiner Nutzerinnen und Nutzer in den USA, um sie zum Wählen zu motivieren. Facebook gibt an, dass es den Anteil der Wählenden innerhalb dieser Gruppe um drei Prozentpunkte anheben konnte. Die Datenschützer sind sich einig: Würden Facebook oder andere soziale Netzwerke eine solche Manipulation hypothetisch nur bei Nutzerinnen und Nutzern einer bestimmten politischen Sparte anwenden, könnte das das Wahlergebnis maßgeblich beeinflussen.
Aus gutem Grunde sollte man sich also genau über den Schutz vor heimlichem Online-Tracking informieren. Lesen Sie deshalb aufmerksam die Online-Hilfe zu Ihrem Browser, um alle verfügbaren Einstellungen zu kennen und einzusetzen, die gegen ungewolltes Tracking vorgehen.
Testen Sie Ihr Wissen: Wie können Sie sich vor Online-Tracking schützen?
Frage: Sobald man im Browser die Option „Do Not Track“ (DNT) aktiviert, findet kein Online-Tracking mehr statt. Ist das richtig?
- Ja, denn so wird das Tracking durch den Browser automatisch unterbunden.
- Nein, die Einstellung DNT signalisiert nur den Wunsch des Users, nicht getrackt zu werden.
Lösung: Die Antwort 2. ist richtig. Tatsächlich übermittelt die DNT-Option nur einen Wunsch. Es ist daher nicht sicher, dass sich Werbenetzwerke und andere Tracking-Dienste daran halten. Untersuchungen zufolge wird das DNT-Signal sogar häufig missachtet.
Frage: Lässt man im Browser automatisch alle Cookies am Sitzungsende löschen, kann es kein längerfristiges Online-Tracking geben. Stimmt das?
- Nein, denn es gibt auch andere Tracking-Verfahren.
- Ja, denn ohne Cookies erfolgt kein Online-Tracking über mehrere Sitzungen hinweg.
Lösung: Die Antwort 1. ist richtig. Selbst wenn Sie gar keine Cookies akzeptieren würden, also alle Cookies im Cookie-Manager des Browsers ablehnen, können Sie online getrackt werden. Möglich wird dies durch Cookie-Alternativen wie eindeutige Browser-Kennzeichen (sogenanntes Browser Fingerprinting). Der Trend geht sogar weg von Tracking-Cookies hin zum sogenannten Cookieless Tracking. Dabei kommen nur Cookie-Alternativen zum Einsatz, die sich nicht über den Cookie-Manager im Browser regeln lassen.